Umbau eines Hofes – eine Reportage

Bauwerk Schwarzwald begleitet die Umgestaltung und Umnutzung einer alten Mühle in Oberkirnach

Will man alte Schwarzwaldhöfe erhalten und für die Zukunft ertüchtigen, muss ein neues Konzept her. Die Umnutzung alter Höfe und Scheunen ist derzeit in vieler Munde… Dennoch klaffen hier Theorie und Praxis noch gewaltig auseinander. Denn viele Fragen stellen sich den Eigentümern solcher Gebäude: „Was kommt da alles auf uns zu, was kann bei dieser alten Bausubstanz Unvorhergesehenes passieren, wie soll das überhaupt finanziert werden, kurzum: Wie ist das überhaupt zu schaffen?“

Das wollen auch wir wissen. Ein glücklicher Zufall spielte uns kürzlich ein solches Projekt zu: Die Sanierung, Umgestaltung und Umnutzung einer ehemaligen Mühle aus dem 14./15. Jahrhundert (neu aufgebaut ca. 1740) in Oberkirnach, zwischen St. Georgen und Villingen-Schwenningen gelegen. Im Sommer 2022 haben die beiden Familien Storz und Jackobs das Gebäude erwor­ben. Bereits im Herbst wurden einfache erste Umbaumaßnahmen in Eigen­lei­stung ausgeführt. Die Sanierung soll innerhalb eines überschaubaren Zeitraums – Sommer 2022 bis Sommer 2024 ­– abgeschlossen sein. Der perfekte Rahmen also, dieses Projekt abschnittweise in Wort und Film zu dokumentieren.

Der Hof

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

6. Februar 2023 | Erster Drehtag mit Behring Film & Klotz Media und Bauwerk Schwarzwald vor Ort:

Im Sommer 2022 haben die beiden Familien Storz und Jackobs das Gebäude erwor­ben. Bereits im Herbst wurden einfache erste Umbaumaßnahmen in Eigen­lei­stung ausgeführt. Bis Mitte 2024 soll das Projekt abgeschlossen sein. Ein über­­schau­ba­rer Zeitraum, der – da dieses Gebäude nicht dem Denkmalschutz unterliegt – wohl auch eingehalten werden kann.

„Mir geba nix!“, tönt es aus dem ehemaligen Stall, wo dem Getöse nach offenbar gerade der Boden ausgebaggert wird. Von innen wird eine Holzluke aufgerissen und ein schelmisch grinsendes Gesicht mit Mütze und Zigarette im Mundwinkel schaut uns fragend an. Ja, die Leute sitzen alle in der Küche, die Filmcrew ist auch schon da, heißt es. Einfach durchgehen. Lässig fuchtelt der Arbeiter in Richtung Haustür und verschwindet wieder hinter der Luke.

Wir durchqueren einen sehr niedrigen Flur, von dem aus eine Stufe nach unten und weiter in eine kleine urige Küche führt. Von dort sind schon Stimmen und Gelächter zu hören. Auf dem Tisch stehen Berliner und Butterbrezeln bereit. Wir setzen uns in die hintere Ecke zur Filmcrew – das sind der Kameramann Ingo Behring, Timo Vögele und Dario Murgea, die dieses Projekt für uns in insgesamt fünf Drehterminen filmisch begleiten werden – an den Tisch. Hausherr Bernhard Storz, von Beruf Planer und Architekt, stellt seine Tochter Lea vor, die als angehende Architektin mit der Erstellung des Konzepts betraut wurde. Die Bauleitung übernimmt Bernhard Storz selbst. Mit am Tisch sitzen auch der Bruder Tim sowie zwei der vier Geschwister der Familie Jackobs, Steffen und Miriam.

Da für das Projekt eine sehr langfristige Nutzung angestrebt wird, müssen hier viele Aspekte und verschiedene Ebenen unter einen Hut gebracht werden; und zwar sowohl zeitlich-generationen­übergreifend als auch räumlich: Zum einen wohnen die ehemaligen Hofbesitzer – ein älteres Ehepaar – noch hier. Sie haben hier Wohnrecht auf Lebenszeit. Um sie herum muss sozusagen geplant und gebaut werden. Zum anderen wäre da die Elterngeneration mit den beiden Käuferpaaren Storz und Jackobs, die bereits bestimmte Vorstellungen hat und – zum dritten – die gesamte Umgestaltung wiederum bereits im Hinblick auf die nächste Generation, die Jugend, plant. Es muss also genau überlegt werden, welche Schritte parallel oder nacheinander erfolgen müssen… Wer will hier was umsetzen? Was vor allem die Jugend, die ja auf Augenhöhe am Konzept beteiligt ist?

Bernhard Storz ist Schwarzwälder, er kommt sogar ganz aus der Nähe. Damals war es für ihn wichtig wegzugehen, sagt er. Und dauerhaft wohnen wolle er hier auch heute nicht. Doch hat es ihn und seine Familie aus verwandtschaftlichen Gründen und in den Ferien immer zurück in den Schwarzwald gezogen. Darum sei diese Gegend auch den Kindern sehr vertraut. Für dieses Projekt kam deshalb nur ein alter Schwarzwaldhof in Frage. Dass sie ihn gerade hier, so nah am Ort seiner Kindheit fanden, sei einem schönen Zufall zu verdanken. So fühlt es sich für ihn fast an wie ein stückweises Zurückkommen. Für die junge Generation hingegen ist es kein Zurückkommen, für sie ist es eher ein Ankommen.

Und ein Anpacken. Als es nämlich erstmal gilt Wände herauszureißen. Vieles gerät schon jetzt zum „Learning-By-Doing“, ist doch beim Umbau eines so alten Schwarzwaldhofs nicht immer alles vorhersehbar. Manche Idee entsteht ganz spontan aus dem währenden Prozess heraus, etwa wenn sich eine besondere Ecke im Haus plötzlich für eine ganz spezielle Nutzung outet.

Es wird Zeit zu gehen und wir stehen auf der Straße unweit des Hauses. Versonnen blickt Bernhard Storz in die Ferne und sagt leise: „Es muss nicht das schönste Schwarzwaldhaus werden ­– und das wird es mit Sicherheit auch nicht. Aber es wird auf jeden Fall ein richtig guter Platz werden, an dem sich viel Schönes umsetzen lässt“, fügt er lächelnd hinzu.